Experten-Forum über die Zukunft der Landwirtschaft
Auf der Frühjahrstagung der Agravis Ost zusammen mit der Saalemühle + Dresdener Mühle – Teil der Bindewald & Gutting Mühlengruppe – wurde kontrovers, lebhaft, aber vor allem konstruktiv über die weitere Entwicklung in der Landwirtschaft diskutiert.
Im Kurhaus Bernburg begrüßte Michael Gutting, Geschäftsführer und Gesellschafter der Saalemühle + Dresdener Mühle, die hochrangig besetzte Podiumsrunde. Nach einem Impulsvortrag von Landwirtschaftsminister Sven Schulze zum Thema „Zukunft Landwirtschaft“ kam eine rege Diskussion in Gang zwischen Politik, Vertretern der Getreideverarbeitung sowie konventioneller und Bio-Landwirtschaft.
Gastgeber Michael Gutting sieht den aktuellen Weizenpreis, der innerhalb eines Jahres um 70 % gestiegen sei, als große Gefahr für die gesamte Branche, wenn dieser nicht in der Wertschöpfungskette bis zum Endverbraucher weitergegeben wird. „Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als die Produktion, der schreckliche Krieg in der Ukraine, eines der wichtigsten Weizenexportländer, hat dies nochmals massiv befeuert“, so Gutting. Er sprach sich dafür aus nicht vom Weg der nachhaltigen Produktion abzukommen, stellte aber angesichts der aktuellen Versorgungskrise Stillegungsflächen sowie den Beimischungszwang von Bio-Sprit in Frage. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, das Know-How aus der konventionellen und Bio-Landwirtschaft zu vereinen und so nachhaltig ausreichend Lebensmittel für die wachsende Weltbevölkerung zu produzieren“.
Landwirtschaftsminister Schulze (CDU) sieht „Äcker in erster Linie für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion“. Er setze auf ein konstruktives Miteinander von konventionellem und Ökolandbau.
Neben Gutting und Schulze konnten auch Bio-Landwirt Dr. Bernhard Wagner, der konventionelle Landwirt Marcus Horsch sowie die Foodtrend-Expertin Hanni Rützler ihre Sichtweisen schildern. Während Dr. Wagner findet, dass sich die langfristigen Folgekosten der Bewirtschaftungsform durchaus im Produktpreis ausdrücken müssen, charakterisiert Horsch den „durchschnittlichen deutschen Verbraucher“ de facto als „sehr preissensibel“. Gegenseitiges Lernen und aufeinander zugehen beider Wirtschaftsformen seien ebenso essenziell wie nachhaltiges Handeln. Für Hanni Rützler ist das „Erziehen des Verbrauchers“ eine schwere Mission, seien Deutsche doch in erster Linie auf Effizienz aus – dennoch stimme sie die Entwicklung der Wertschätzung von nachhaltig produzierten, hochwertigen Lebensmittel positiv für die Zukunft.